GEWALT

Der Mann, der hinter der Berliner Band Gewalt steht, hat bereits eine lange Karriere im Rock-Geschäft hinter sich. Patrick Wagner gründete in den 1990er-Jahren das Label Kitty-Yo, das unter anderem Peaches und Chilly Gonzales hierzulande bekannt machte und er war der Kopf der Band Surrogat. Seit 2015 moderiert er die sogenannten „Fuck-Up-Nights“, in denen Start-Up-Unternehmer von ihrem Scheitern erzählen. Damit kennt Wagner sich bestens aus.

Der Herr ist dennoch nicht allein, sondern Part eines Kollektivs, das außer ihm noch aus den beiden Musikerinnen Gitarristin Helen Henfling und Bassistin Yelka Wehmeier und einem Drumcomputer namens DM1 besteht. Das Ergebnis ist brutal wie depressiv, zerstörerisch wie selbstentwertend; Proto-Noise mit (wohlgemerkt) subtiler Elektro-Punk-Affinität. Ein Gewitter, Ein Knall, Eine letzte Offenbarung!

Zwölf Jahre lang hat Wagner keine Gitarre mehr in der Hand gehabt, jetzt ist er mit radikalen und lauten Liedern zurück auf der Bühne. Ob Gewalt einmal ein Album herausbringen wird, steht noch in den Sternen, Wagner begnügt sich zurzeit damit, Singles auf unterschiedlichen Labels zu veröffentlichen.

Die neueste Veröffentlichung erscheint im Sommer auf Unter Schafen Records und enthält u.a. Remixe von Drangsal, der im Mai mit seinem Album auf Platz 12 chartete, sowie von der Kölner Elektro Institution Mathias Schaffhäuser.

Zur Remix-12″ im Detail:

Diese 12 Inch ist für Menschen die Raum in sich tragen. Wir hatten gerade „Wir sind sicher“ aufgenommen und fragten den einzigen Popstar, den wir kennen, der die Musik von Gewalt mag und keinen Stock im Hintern hat, ob er einen RMX machen will. Am nächsten Morgen übergab uns Max Drangsal Gruber mit folgenden Worten den Remix – „genauso höre ich das Lied, wenn ich bei euch auf dem Konzert bin und endlich gibt es Gewalt mit Streichern.“
Es ist ein fiebriges Noispop Stück, im Zentrum der Wahnsinn der Worte und an den Rändern ein neuer, noch stumpferer Beat, eine Bassfigur sowie großes Theater, wie es nur Drangsal liefern kann. Yelka ist seit Jahren mit der fantastischen Psych Band Moon Duo befreundet. Sie mochten Gewalt schon bei der ersten Single „Szene einer Ehe“. Und tatsächlich stellten sie diesen No Wave very German Remix von „So geht die Geschichte“ her. Was toll ist, der Mix ist monoton und vielschichtig zugleich, vergewaltigt die Stimme und respektiert dabei die Worte.

Unser Freund und Weggefährte, Mathias Schaffhäuser pickte sich auch „Wir sind sicher“ und erfüllte unseren Traum, aus dem Stück einen leicht dubbigen Housetrack zu machen. Am Ende singt er mit seiner Frau den Refrain und es ist der perfekte Sommertrack für den Park. Mehr Gewalt geht nicht und mehr Liebe schon gar nicht.
Als wir das Porno Video zu „Guter junge/ Böser Junge“ gepostet haben fragte meinte Olaf Opal (Produzent von Juli) er habe eine Idee zu dem Stück. Es ist das böseste Drone Stück in der Geschichte des Genres geworden. Olaf stellte uns auf die Probe (Kluger Mann ) indem er wissen wollte, was wir ändern würden – wir faselten etwas von einem möglichen Beat und früher einsetzende klirrenden Höhen. Er sagt: Alles falsch. Wo er Recht hat, hat er Recht.

Wie man merkt sind wir ordentlich stolz, dass diese außergewöhnlichen Musiker sich unseres unwerten Materials angenommen haben.

© 2015 Unter Schafen Records.